Zweites Open-Air-Gefängnis im Aufbau: Haiti
 
14. März 2010
 

Eineinhalb Jahre vor dem Beben in Haiti habe ich einen Artikel geschrieben „Haiti verreckt im Abseits der Weltpolitik“. Damals hieß es, dass es Haitianer gibt, die Erdkekse essen, weil sie absolut nichts zu Essen haben. Nachdem die Situation bereits so schlimm war, kamen noch 3 Hurrikane im gleichen Jahr.

 

Im Jahr 2009 gab es Gott sei Dank keine Hurrikane aber dafür jetzt, im Januar 2010, das katastrophale Erdbeben mit unglaublich vielen Betroffenen. Ich möchte mit diesen Aussagen zu Verstehen geben, dass das Hinterland von Port-au-Prince nicht in der Lage ist die Hauptstadt zu versorgen. Haiti war vor dem Beben bereits in einer Notlage ohnegleichen. Und jetzt ist alles um eine Zehnerpotenz schlimmer geworden.

René Preval, Haitis Präsident, wohnhaft in Miami, Florida, hat schon vor Wochen verboten Baby-Milchpulver nach Haiti zu schicken, damit die Mütter ihnen Muttermilch geben sollen. An die vielen Kinder ohne Mütter hat er nicht gedacht. So was kann man ja mal vergessen.

Seine nächste kluge Entscheidung war, vor kurzem, das Verbot Medizin ins Land zu bringen. Die Medizin-Versorgung sollte von der Regierung zentral geregelt werden. Von dieser Versorgung hat man aber nichts bemerkt.

Und jetzt das Allerbeste: René Preval ordnet an, dass die Hilfslieferungen eingestellt werden sollen. Nur so hätten die Haitianer eine Chance die eigene Wirtschaft wieder anzukurbeln. Und in der Tat haben unsere Leute von Petit Troll festgestellt, daß an der Grenze massenhaft Container mit Hilfsgütern stehen, die nicht ins Land eingelassen werden. Hilfslieferungen sind jetzt verboten!

Die Schule Petit Troll, die jetzt ein Überlebenscamp ist, wird seit zehn Jahren von der Norwegischen Stiftung "Stiftelsen Prosjekt Haiti" aufgebaut und unterstützt. Wie dies nun weitergeht ist fraglich? Ich warte hierzu auf weitere Informationen aus Haiti.

 

Allein aus USA kamen Spenden von über eine Milliarde US$. Dazu kamen noch große Summen aus anderen Ländern. Aber 50 - 70% der Betroffenen haben bisher absolut nichts bekommen. Wo ist das Geld hin? Fragt mal die Beiden hier rechts ==>

Alle großen Hilfsorganisationen genehmigen sich 90 bis 95% der Spenden für ihren Eigenbedarf, also 5 bis 10% kommen nur bei den Opfern an. Genaueres über diese Situation im Artikel "Haiti ist offen für Business", den ich übersetzt habe.

Wenn man von so großen Summen hört, meint man doch, es würde genug für die Opfer getan. Wenn nun auch noch die Presse nichts mehr oder nur Gutes über Haiti berichtet, dann denkt der Rest der Welt es wäre alles in Ordnung.

Das ist der Grund warum ich Haiti als neues Open-Air-Gefängnis darstelle, ähnlich dem Gaza-Streifen.

Bitte schicken Sie Ihre Spenden an uns. Lassen sie sich nicht von anderen Organisationen über den Tisch ziehen, sondern von uns. Wir sind Profis. Wir können ganz leicht große Summen verschwinden lassen, denn wir haben das geübt beim Tsunami 2004 und bei Hurrikan Kathrina. Wir freuen uns auf die nächste Katastrophe und Ihre Spenden.

Bill und George W.

Die neuen Anordnungen von René Preval erzeugen nach außen hin ein falsches Bild. Der Rest der Welt kümmert sich um andere Dinge. Selbst alternative Webseiten finden an Haiti nichts Bemerkenswertes mehr. Aber wie sollen die Haitianer ihre Wirtschaft ankurbeln? Schutt verkaufen nach China? Man stelle sich vor: Berlin nach dem zweiten Weltkrieg ohne Luftbrücke. Was wäre geschehen? Ein Massensterben, sowie man es jetzt in Haiti erwarten kann.

Durch die verheerenden Zustände vor dem Beben waren schon sehr viele Haitianer krank und abhängig von medizinischer Versorgung, die in den letzten Wochen kaum mehr zur Verfügung stand. Dazu kommen die vielen neuen akuten verletzten und traumatisierten Haitianer. Viele Betroffene trauen sich nicht mehr in überdachte Gebäude. Die Zustände in den großen Lagern sind ideal für Epidemien. Keine Latrinen, kein Waschplatz, keine Kleidung zum Wechseln und ein Bettlaken als Dach. Die Regenzeit, so ab Mai, wird ihre Opfer fordern. Dazu der chronische Mangel an Nahrungsmitteln.

Im Artikel "Haiti ist offen für Business" wird geschimpft über christliche Missionen. Das Missionieren ist denen meist wichtiger als das Helfen. Was unsere Freiwilligen vor Ort erleben konnten war, dass Haitianer niederknien und einen Spruch aufsagen mussten, bevor sie etwas zu Essen bekamen. Jeder, der Hunger hat, würde diese Demütigung wahrscheinlich auf sich nehmen.

Eine andere christliche Gruppe kam mit einem Auto voller Lebensmitteln zum Petit Troll Lager. Haitianer bildeten schnell eine endlos lange aber disziplinierte Schlange (Bild). In der Schlange stehend sollten sie christliche Lieder mitsingen (unten).

 

 

 

 

Sie packten plötzlich wieder ein und fuhren mit den Lebensmitteln wieder zurück in die Dominikanische Republik. Sie sagten es wäre ihnen zu gefährlich. (obwohl wir ihnen sagten, daß wir 23 Mann Sicherheitstruppe da haben) Wahres christliches Heldentum!

Sind die gefährlich?
Sie standen an mit der Hoffnung auf Essen.
Die Meisten bekamen nichts.
Dennoch blieben sie sehr diszipliniert.

Unten:   Wachpersonal bei Petit Troll erhält Uniformen

     

Dies war vor den neuen Regelungen René Prevals. Jetzt könnte es wirklich gefährlich werden. Ich wollte nächste Woche Petit Troll besuchen, alles war schon geplant, aber jetzt kam die Nachricht, dass man für meine Sicherheit nicht mehr garantieren kann und ich solle bitte nicht kommen. Die anderen norwegischen Helfer in Petit Troll werden auch das Land verlassen. Aber was ist mit denen, die dort bleiben müssen?

Definitiv geht's in Haiti nicht aufwärts, sondern konstant abwärts. Die Presse meldet nichts. Niemand kümmert sich mehr. Schließlich gibt's ja auch noch das Beben in Chile! Aber Chile ist ein großes Land, das sich selbst helfen kann. Kein Vergleich mit dem Jahrzehntelang ausgelutschten Haiti.

 

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