Update: 15. Feb. 2010



Wichtig:

Die Menschen im Katastrophengebiet werden auf längere Zeit hin Unterstützung benötigen. Dies könnte verwirklicht werden, indem viele Spender regelmäßig eine kleine Summe spenden. Wenn 200 Menschen monatlich je 20 € Spenden würden, wäre schon Vielen geholfen. Also, wichtig wäre, sich mit den Spenden nicht zu übernehmen, dafür lieber regelmäßig etwas schicken und - ganz wichtig - die Information weitergeben.

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Genau einen Monat nach der Katastrophe, am 12. Februar kam Siv Mika Engebretsen (rote Haare) zu uns nach Cabarete ins Hotel Residencia Dominicana (siehe Bild) zu einem Informationsaustausch.




Leider etwas verwackelt, oben:

Freundin von Mika, Mika und ein amerikanisches Touristenpärchen, die zufällig beide Sanitäter sind und die nächste Woche in Haiti zur Verfügung stehen wollen.

unten:

Ich (Franz), Ute und Karin





Birgit und Anne Grete mussten sich leider um die Studenten von "Study away" kümmern, waren also nicht dabei.

Mika die sich in Haiti als Sozialarbeiterin für die private Schule "Petit Troll" engagiert hat war während des Bebens in Port-au-Prince und berichtete uns vom Erdbeben und der Zeit danach bis jetzt. Ich versuche hier möglichst viel davon wiederzugeben.



Allgemeine Situation im betroffenen Gebiet



5000 Schulen zerstört



80.000 Lehrer ohne Arbeit



1 Million Kinder ohne Schule



Bisher wurden ca. 9000 Amputationen durchgeführt.



Es besteht Mangel an Organisation mit der Essensverteilung:

30% haben Essen - 70% hungern.






Auch vor der Katastrophe waren schon Viele unterernährt.






















Gelbe Haare und aufgetriebene Bäuche sind Zeichen von Unterernährung.




Kimly scheint an Vitamin A Mangel durch Unterernährung zu leiden. Die Chance ihre Augen zu retten ist gering. Vor dem Beben war beabsichtigt, sie zu einer Operation nach Norwegen zu fliegen. Das ist jetzt nicht mehr möglich.

Die Unterernährung verringert die Abwehrkräfte der Menschen gegen andere Krankheiten. Wurden bei Petit Troll am Anfang nur Notfälle behandelt, so kommen jetzt die Folgekrankheiten. Auch Infektionen. Wundinfektionen und Krätze sind häufig.

Wer das Glück hat in der Nähe von Petit Troll gewohnt zu haben und jetzt dort auf der Straße haust, oder in der Nähe anderer Versorgungsstützpunkte zu leben, der bekommt was zu essen. Die Anderen haben nichts. Selbstverständlich müssen diese Menschen für ihre Familie essen stehlen. Wer will das verurteilen?

Ein weiteres Problem ist die Luftverschmutzung. Überall in der Stadt liegt Staub. Es hat bis dato nicht geregnet und die Luft ist voller Staub. Von der Schule aus konnte man früher die Berge sehen. Man sieht sie nicht mehr. Menschen graben immer noch in ihren Häusern und wirbeln Staub auf. Überall wird Müll verbrannt und gekocht wird mit Holzkohle. Die Menschen husten, haben Atmungsprobleme.



Situation im Lager Petit Troll

Die Küche im Lager versorgt noch ein zweites Lager in 20 Minuten Entfernung und Menschen aus der Nachbarschaft. Das sind ungefähr 1500 Leute. Opfer und Helfer essen das Gleiche und schlafen unter gleichen Umständen. 2 mal taeglich gibt’s Essen. (Haitianer kochen normalerweise nur einmal am Tag – mittags, weil’s nicht mehr gibt)



Typischer Speiseplan:



Reis mit Bohnen

Tomaten Sauce

Mais

Vitamine soweit vorhanden



Laut UN ist Delmas 33 eine rote Zone, das heißt als gefährlich eingestuft, UN geht nur mit Schutzpersonal rein. UN sollte lieber Essen schicken anstatt Panzer. Mika und die anderen Frauen haben dort jedenfalls kein Problem. Das Lager wird dennoch bewacht, weil Essen im Lager ist.



Bild: UN Bagger baut Latrinen (immerhin)





Das Lager ist gut organisiert. Niemand darf Abfall wegschmeißen. Jeder, auch jedes Kind hat seine Aufgabe. Die Zelte werden doppelt genutzt. Nachts schlafen, tags Unterricht.



-.-



Die Spenden kommen zu 100% bei den Bedürftigen an und nichts wird verschwendet. Alle Helfer sind Freiwillige. Alle Fahrten und Flüge zahlen die Helfer selbst. Bei den Spenden kann auch darauf eingegangen werden, wenn jemand etwas bestimmtes spenden will, z.B. speziell etwas für Babys. Wir kaufen dann genau das ein. Man kann dann seine Spende evtl. auf den Fotos aus Haiti wiederfinden. So z.B. haben Karin und ich 1000 Binden gespendet und auf einem Foto (hier=>) wiedergefunden.



Mika erzählte uns, dass in der norwegischen Presse veröffentlicht wurde, dass die großen Organisationen normalerweise 95% (kein Druckfehler) für die Organisationsarbeit verschlucken. Und das soll für alle großen Organisationen gelten. Die Regierungen unterstützen nur die großen, etablierten Organisationen. Wir (Prosjekt Haiti) werden auf dieser Ebene nicht anerkannt.



Wie Mika das Erdbeben erlebte:

Mika war in einem Büro während des Bebens. Zuerst blieb sie sitzen, aber als es dann stärker wurde rannte sie unter Schwanken und Fallen den Flur hinaus. Sie sagt, sie hat wie durch Wunder überlebt. Sie hat jetzt wirklich Angst vor Erdbeben. Sie sagt, bei anderen Katastrophen, wie Stürmen kann man Schutz aufsuchen. Bei Erdbeben gibt es keinen sicheren Ort. Man will einfach weglaufen. Aber wohin?

Das Beben geschah kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Der Strom ist natürlich ausgefallen. Dann war fast alles dunkel. Diese Situation muss man sich mal vorstellen. Die völlig unerwartete, plötzliche Zerstörung, die Toten, die Verletzten. Fast alle im Schockzustand. Dann Dunkelheit und Stille. Irgendwann hörte man jemand singen. Dann hörte man wie Andere mit einstimmten. Dann immer mehr und mehr. Es müssen Hunderttausende gewesen sein, die in dieser Nacht gemeinsam religiöse Lieder sangen.

Am nächsten Morgen ist Mika weg, nichts wie weg, nach Hause, nach Norwegen nur noch Fernsehgucken und nichts Gefährliches mehr tun und ein stinklangweiliges Leben führen. Das tat sie auch, für eine Woche. Dann ist sie wieder hin - zum Helfen.



Und hier noch Bilder von Ingvills Facebook Album:











Martin, ein norwegischer Arzt ist für ein paar Wochen da.































Ebenso Niclas.



Und mit einem netten jungen Norwegischen Doktor im Camp sind plötzlich alle Frauen krank.
















Ein UN Soldat aus Ecuador und einer aus Chile zuständig für den Latrinenbau.





















































Diese Frau bringt einen Sack Reis ins Lager, den sie woanders erstanden hat. Sie hätte ihn auch für sich behalten können. Aber die Menschen im Lager teilen lieber alles.





















Das erste Baby, das im Lager nach dem Beben auf die Welt kam und seine improvisierte Wiege




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