Neuigkeiten aus dem SchullagerCamp Petit Trollin Haiti

 

Von Ingvill Konradsen Ceide, Administrator
Port au Prince, 5. Februar 2010
freundlicherweise übersetzt
von Sonja Baumgartner

Arbeiten, leben, atmen - früher oder später holen einen die Folgen dieses verheerenden Erdbebens unweigerlich ein. Meine Geschichte ist persönlich, da ich auf dieser wunderschönen Insel Haiti nun schon seit Jahren gelebt und gearbeitet habe. Ich kam zum ersten mal 1997 nach Haiti, als frisch graduierte Menschenrechtsstudentin von der Höheren Schule für Menschenrechte der Universität London. Meine Diplomarbeit behandelte redegewandt, jedoch rein theoretisch, die Frage der Straffreiheit in Haiti. Ich erinnere mich noch, wie aufgeregt ich über das Ergebnis meiner Abschlussprüfung war und ich glaubte ich wüsste, was los waroh Mann!

Heute bin ich in meiner alten Nachbarschaft, wo ich die letzten Jahre mit Edwin und unseren 3 Söhnen verbracht hatte, spazieren gegangen. Ich arbeitete 2009 für die UNO und wir waren gerade zurück nach Norwegen gereist, als das Erdbeben zuschlug. Das UNO-Hauptquartier war großteils zerstört und obwohl ich nicht in das UNO Truppenlager konnte, wo mein Büro war, so erfuhr ich doch, dass immer noch UNO Personal unter den Trümmern der Gebäude vermisst wird. Hunderte sind bereits als tot gemeldet.

Das Haus, das wir für die Familie gemietet hatten, ist schwer beschädigt. Die Küchenwände sind eingestürzt, die Treppe in zwei Teile zerbrochen, die Schlafzimmereinrichtung kaputt. Ich muss immer wieder daran denken, was gewesen wäre, wenn wir länger in Haiti geblieben wären, wie wir es ursprünglich vorgehabt hattenNormalerweise an einem Wochentag zwischen 4 und 5 Uhr nachmittags wären meine drei Söhne zu Hause gewesen, vielleicht gerade beim Abendessen in der Küche auf mich wartend; und Edwin wäre so gegen 6 Uhr nach Hause gekommen. Jeden Tag danke ich Gott dafür, dass wir am 12. Jänner nicht in Haiti waren!

Meine alte Küche - oder besser, das was noch von ihr übrig ist

 

 

 

 

Es war so schwer, als ich heute die Straße von meinem alten Haus hinuntergegangen bin: die Nachbarschaft ähnelt einer Geisterstadt und wir wissen, dass da tausende von Menschen tot unter den Zementblöcken liegen. Der Gestank liegt nach jetzt drei Wochen immer noch in der Luft. Hunderudel streunen herum.. Die Haitianer reden von neuerdings fetten Hunden, die sich von den Leichen ernähren. Normalerweise sind die Straßenhunde von Port au Prince die magersten Dinger, die man sich vorstellen kann.

Unser Haus ist nahe dem Hotel Montana, einem berühmten und weithin bekannten Hotel, das von internationalem Personal und Diplomaten besucht wird. Von dem Hotel ist nichts übrig geblieben, hunderte starben während des Erdbebens. Edwins Freund war zuständig für die Sicherheit im Hoteler wir immer noch vermisst. Eine Frau in der Straße erzählte uns, wie ihre 6 Kinder und ihr Ehemann alle in ihrem Haus starben. Sie war die einzige, die nach 48 Stunden gerettet werden konnte. Wie soll man nach so einem Martyrium sein Leben fortsetzen? Die Energie dieser Nachbarschaft riecht nach Tod und Zerstörung.

Im Camp haben wir viele unterernährte Kinder, die deshalb ein sehr schwaches Immunsystem haben, wodurch die Gefahr von Infektionen sehr groß ist. Ein Mädchen zum Beispiel ist 15 Monate alt und wiegt 5 kg. Sie war eine Zeit lang krank. Wir beschlossen, sie ins Krankenhaus zu bringen aber dadurch, dass das lokale Gesundheitspersonal so überarbeitet ist, war keine Zeit für eine Sonderbehandlung. Wir beobachten das Mädchen jetzt selbst hier bei uns und achten darauf, dass ihre Mutter alle Hilfe und Rat bekommt, die sie braucht, um selbst ihre Tochter versorgen zu können.

Diese Woche bekamen wir unser erstes Camp Baby. Wir verbrachten die ganze Nacht damit, uns um die Frau in den Wehen zu kümmern. Gott sei Dank hatten wir Mariah, die eine erfahrene Hebamme ist und uns allen Mut zugesprochen hat. Sie hatte alles unter Kontrolle! Siv Mika, die zur Zeit des Erdbebens selbst in Petit Troll war, und jetzt wieder unterwegs ist, um zu helfen, wo sie kann, war der werdenden Mutter auch eine große Stütze. Nach einer langen Nacht fuhren wir die Mutter in eine Klinik von den Ärzten ohne Grenzen, wo ein paar Stunden später das Baby zur Welt kam. Mutter und Kind sind jetzt wieder zurück in unserem Camp.

 

Es ist nicht gerade einfach, das Nahrungsverteilungsprogramm der UNO zu verstehen. Die Regeln ändern sich von Woche zu Woche. Die neueste Regel sieht so aus: Die Stadt ist in Zonen unterteilt, in denen jeweils beauftragte NGOs als "Fokaliser" für die Verteilung der Essensmarken an die Bevölkerung verantwortlich sind. Wir gingen zu der UNO Basisstation, um unsere Organisation registrieren zu lassen und fragten nach Essensmarken und anderen Vorräten für die Leute in unserem Camp. Wir bekamen eine Telefonnummer von der Welt Visions Organisation, die für unseren Teil der Stadt verantwortlich sind. Unser Anruf wurde an die zuständige Person weitergeleitet, die dann auch kam, um unser Camp zu besichtigen und zu erheben, was wir benötigten. Der Mann kam ein paar Stunden später auf eine Überraschungsvisite vorbei mit Marken für die Frauen, die gerade zufällig in ihren Zelten waren. Ihre Strategie besteht darin, unangekündigt zu kommen, um große Menschenansammlungen und Kämpfe zu vermeiden. Ein hartes Los für all jene, die zu diesem Zeitpunkt gerade irgendwo anders waren!

Am nächsten ;Morgen gingen die glücklichen Empfänger der Essensmarken (das ganze Essen, das sie bekommen, ist ein Sack Reis) zu der Ausgabestelle, um ihren Sack jeweils abzuholen. Dann entschieden sie, dass sie ihren Reis unserem Basiscamp Petit Troll geben wollten, damit wir ihn alle miteinander teilen konnten.. Ich war so stolz und glücklich zu sehen, wie diese Frauen sich mit den anderen Familien des Camps solidarisch erklärten!

In manchen Säcken fanden wir dann allerdings Ungeziefer und Steine. In den Straßen wurde gemunkelt, dass diese Reissäcke Reste der Nothilfe von 2008 waren und eigentlich schon abgelaufen waren. Außerdem gehen viele Gerüchte über den Preis der Essensmarken um, der von lokalen Politikern, die sie verkaufen, auf 40 $ festgesetzt wurde.

 

Ingvill, Mariah and Siv Mika suchen die Reisausgabestelle auf.

 

Die Haitianer sind extrem unglücklich über die langsame Verteilung der Hilfsmittel durch die Internationale Gemeinschaft an die Menschen in Not. Überall in der Stadt beschweren sich große Gruppen von Menschen, dass sie überhaupt keine Hilfe, welcher Art auch immer, bekommen haben. Manche rufen nach einer Rückkehr von Aristide, andere wünschen sich die Rückkehr von Baby Doc, wieder anderer positionieren sich in den Machtkreisen; der Präsident Preval und die Regierung haben bisher noch kaum Worte des Trostes für ihre Bürger gefunden, geschweige denn einen Plan, um den enormen Herausforderungen der Folgen des Erdbebens zu begegnen. Während die Diplomaten und Entwicklungsexperten, Bill Clinton und sein Gefolge und was von der Regierung übrig ist, über die Zukunft des Landes entscheiden, entfaltet sich das gleiche alte Szenario weiter; die arme Mehrheit hat keine Stimme

Im Namen von Nanna, Rose, Marie Danielle, Jean Max, Bernadette, Aloude, Nancude, Mamouse, Mediane, Ernica, Ricot, Maxito und vielen anderen sage ich dies:

 WAS IST MIT UNS? WAS IST MIT UNS? WAS IST MIT UNS?

 

 

Von Ingvill Konradsen Ceide, Administrator
Port au Prince, 5. Februar 2010

 

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Hast DU vielleicht eine Idee, wie wir den Menschen aus dem Lager Petit Troll längerfristig helfen könnten?

 

Wenn du nähere Infos zu brauchst, hier der Link zu meinem ersten Bericht, wo du auch die Angaben zum Spendenkonto für Überweisungen, ... findest:

http://lichtnetz.ning.com/group/lichtfuerdiewelt/forum/topics/beisp...

 

In Deutschland ist eine Schulpartnerschaft im Entstehen durch die Inititative einer Mutter, die von diesem Projekt erfuhr und ihrem Sohn vorschlug, dieses Projekt in Haiti in seiner Klasse vorzustellen.

Petra hat bei ihrem Mediationsabend (oder so ;-) ) Geld für Haiti gesammelt und es auf Utes Konto einbezahlt, die daraufhin den nächsten Transport organisieren konnte.

Mir ist noch nicht DIE Idee gekommen, was ich tun könnte und so hab ich erst mal von meinem eigenen Geld gespendet und bin fleißig am Übersetzen und weiterleiten.

 

Wenn mir oder dir noch was tolles einfällt - hier ist Platz, um uns auszutauschen und zu vernetzen!

 

Ich wünsche allen, die diese Zeilen hier bis zum Schluss gelesen haben,

 

GOTTTES und der GÖTTIN SEGEN

 

Mögen sie euch alles GEBEN,

 

Was ihr zum Leben WIRKlich braucht!

 

Licht und Liebe und viel Erfolg bei all eurem Tun,

 

Sonja Myriel

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